Die Bedingungen am NLZ Emsland, das das einer Region ist, unterscheiden sich von denen anderer Nachwuchsleistungszentren. Das, sagt der neue Leiter Tim Körner im Interview, gelte es besonders zu berücksichtigen. Er erkennt eine Anpacker-Mentalität, wenn es darum geht Probleme zu lösen. „Wir arbeiten daran, alle Strukturen und Abläufe zu professionalisieren.“
Tim, Du bist seit ein paar Monaten beim NLZ Emsland. Wie fällt die Bestandsaufnahme aus?
Das NLZ ist im Aufbau, bzw. frisch Leistungszentrum geworden. Da ist in den letzten Jahren viel Arbeit reingesteckt worden, um den Titel zu erhalten. Hier herrscht unheimlich viel Anpacker-Mentalität. Das Miteinander und das Vorantreiben des Projekts mit der Region steht im Mittelpunkt. Wir haben jetzt das Privileg, in Nachwuchsrunden spielen zu dürfen. Wir arbeiten daran, alle Strukturen und Abläufe zu professionalisieren und haben mittlerweile die Manpower, um den Aufgaben, die wir uns selbst gesteckt haben, gerecht zu werden.
Die U19, U17 und U15 spielen in den höchsten Ligen. Wie wichtig ist das?
Generell kann man festhalten, dass das Niveau der Ligen mit ausbildet. U19 und U17 in der Nachwuchsligen, die U15 in der Regionalliga. Wenn man dort an seine individuelle Leistungsgrenze stößt als Spieler, aber auch als Mannschaft, dann fordert das die Talente jede Woche im Training und im Spiel an die Grenzen zu gehen - ja zu versuchen, Grenzen zu verschieben, um besser zu werden. Eine neue Herausforderung für die U19 und U17 sind Spiele wie gegen Borussia Dortmund. Dieses Niveau ist in der Ausbildung wichtig, um die Qualität zu steigern. Die Nachwuchsligen, aber auch die Regionalliga zeigen, dass wir mithalten können, aber auch, dass wir viel Arbeit reinstecken müssen, um mitzuhalten.
Die Entwicklung eines NLZ ist ein Prozess. Wie sieht die Vison aus?
Es ist die klare Idee, für die erste Mannschaft einen großen emsländischen Bezug herzustellen. Das können wir als Nachwuchsleistungszentrum leisten. Wir fördern Spieler aus der Region und bereiten sie vor auf einen möglichen Einsatz in der Regionalliga oder perspektivisch in der 3. Liga.Die Idee ist auch Leistungssport für die Region, in der Region und mit der Region anzubieten. Das NLZ bildet für das Emsland aus. Nicht alle landen auf dem Niveau 3. Liga, 2. Liga oder Regionalliga, sondern spielen später vielleicht in der Oberliga oder der Landesliga. Dort haben Spieler von uns einen Anlaufpunkt in Spelle, Biene und Papenburg. Oder nicht zuletzt in unserer eigenen U23.
Das nächste ist unser sozialer Auftrag. Er umfasst Wertevermittlung, aber auch junge Menschen dabei zu begleiten, wie sie mit Widerständen umgehen können, wie sie in der Gruppe zusammen an einem Ziel arbeiten. Diese Fähigkeiten, die sie als Leistungssportler brauchen, die Erfahrung, die sie hier in ihrer Ausbildung sammeln, können wertvoll für das gesamte Leben sein.
Welche Veränderungen sind vordringlich?
Die Anforderungen an den Leistungssport sind hoch. Das heißt, die Jungs müssen viel trainieren, um auf dem Niveau mithalten zu können. Natürlich muss es organisatorisch möglich sein, dass auf dem Kunstrasenplatz mal vier Teams trainieren. Aber wenn wir uns eine Trainingswoche anschauen, wachsen wir da weit raus. Gerade bei schwierigen Bedingungen im Winter ist ein zweiter Kunstrasenplatz unbedingt notwendig. Genau wie Kabinen, die angepasst werden müssen.
Wir wissen immer besser, wie wir angemessen relativ früh heute schon im U16-, U15-, aber teilweise schon im U14-, U13-, U12-Bereich sinnvoll mit Krafttraining beginnen können. Wir werden keinem Kind eine Langhantel auf den Rücken legen, aber da fängt die Heranführung an Krafttraining an - vielleicht mit kleinen spielerischen Übungen. Dafür braucht man Fläche. Im Sommer geht alles draußen, aber im Winter ist es notwendig, dass wir genügend Platz zur Verfügung haben. Da müssen wir uns perspektivisch breit aufstellen.
Spieler am NLZ Emsland trainieren weniger als in vielen anderen NLZ. Kann man das überhaupt kompensieren?
Da wir mit den Begebenheiten vor Ort verantwortungsvoll umgehen, glaube ich, dass eine Fünf-Tage-Trainingswoche, wie in anderen NLZ vielleicht, gar nicht so umsetzbar ist. Wir haben zwar Spieler aus Meppen und Umgebung, aber gerade in den älteren Bereichen auch einige, die von der Nordseeküste oder aus Emden kommen. Wir sagen, es ist nicht unser Weg, diese Jungs viermal die Woche in den Transporter oder den Zug zu setzen, damit sie hier vor Ort trainieren können. Sie haben noch ein soziales Leben, müssen für die Schule lernen.
Wir schauen sehr genau hin, wie wir den Jungs und Mädels möglichst viel Trainingszeit ermöglichen können. Seit kurzem bieten wir vor dem Mannschaftstraining schon individuelles Training an. So wird die Fahrdauer nicht länger, aber die Trainingszeit erhöht. Natürlich ist das nicht für alle darstellbar. Aber wir müssen Lösungen suchen, um individuell mit den Spielern arbeiten zu können. Da kann das große Netz an Kooperationsvereinen, mit denen wir sehr gut zusammenarbeiten wollen, wichtig sein. Wir müssen Ideen entwickeln, wie man das Problem von zu geringen Trainingsumfängen angeht. Etwa wie man Spieler befähigen kann, zu Hause zu trainieren. Was ist daheim möglich? Wie ist trotzdem eine Korrekturmöglichkeit gegeben? Darüber müssen wir diskutieren.
Das NLZ Emsland ist im Unterschied zu anderen Nachwuchsleistungszentren das einer Region. Welche Möglichkeiten bietet das?
Ich bin grundsätzlich davon überzeugt, dass es langfristig immer besser für alle Beteiligten ist, wenn viele gemeinsam mit allen Kräften auf ein Ziel hinarbeiten. Wir haben eine gewisse Manpower und uns einen Standard an inhaltlicher Qualität erarbeitet. Das wollen wir aber nicht für uns behalten, sondern mit den Kooperationsvereinen teilen. Sie können hier hospitieren, Ideen aufgreifen, wie man Training strukturieren oder generell leistungsorientiert trainieren kann. Und das mit zurücknehmen in ihre Heimatvereine und dort wieder streuen. Das können wir mit unseren Knowhow unterstützen. Wenn wir einen gemeinsamen Weg finden, wird es langfristig besser sein, als wenn jeder seinen eigenen Weg geht.
Gibt es eine gemeinsame Spielphilosophie innerhalb der NLZ-Teams, die mit den Herren abgestimmt ist?
Wir haben für uns festgelegt, dass wir das Gefühl von Meppener Fußball spüren wollen. Das Spielsystem, bestimmte Muster oder taktische Anweisungen sind nicht vorgegeben. Wir wollen intensiven und mutigen Fußball spielen. Man soll grundsätzlich erkennen, dass wir das Spiel aktiv gestalten wollen. Wir legen einen Rahmen fest, in einigen Sachen detaillierter. Aber in dem Rahmen soll sich jeder Trainer ausleben können und mit der Mannschaft einen Weg erarbeiten.
Foto: Werner Scholz
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